Schauspieler mitten unter uns!
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- Veröffentlicht: Sonntag, 19. November 2017 16:38
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Wir (die Klasse 6D) waren am Freitag, den 03.11.2017, mit den Rädern unterwegs, um uns das Theaterstück „@ Home – Saidas Geschichte vom Fliehen und Ankommen“ in der Mensa der Ludwig-Povel-Schule anzusehen. Auf die Geschichte des 11-jährigen Flüchtlingsmädchens Saida sind wir vor allem deshalb gestoßen, weil Devon Reinink, ebenfalls Schüler unserer Klasse, als Schauspieler bei dem Projekt „ANDERS_ARTIG“ der Kulturinitiative Bockfrosch e.V. mitwirkt und eine Rolle in dem Stück übernommen hat. Die Aufführung konnten wir uns doch nicht entgehen lassen! Wie gut, dass der Förderverein des Gymnasiums Nordhorn für uns dankenswerterweise die Kosten getragen hat!
Inhaltlich wird ...
Saidas Flucht aus ihrer Heimat thematisiert, die von Ängsten begleitet wird, die durch schreckliche Kriegserfahrungen ausgelöst wurden. Auch nach der geglückten Flucht sind diese Schrecken allgegenwärtig und verhindern, dass sich Saida in der neuen Heimat einleben kann. Stattdessen zieht sie sich in die Welt ihrer Erinnerungen zurück. Da sie die deutsche Sprache nicht beherrscht, fällt ihr auch der Austausch mit Gleichaltrigen schwer, was dazu führt, dass sie zunächst misstrauisch beäugt und später überdeutlich abgelehnt wird.
Die mitwirkenden Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 10 und 12 Jahren gehen auf vier verschiedene Nordhorner Schulen und haben sich im Vorfeld von dem Bilderbuch „Zu Hause kann überall sein“ von I. Kobald und F. Blackwood inspirieren lassen. Doch diese Aufführung zeigt neben Parallelen zum Buch auch viel Eigeninitiative und –interpretation. So geht der Schluss der Geschichte auf eine Entscheidung des siebenköpfigen Ensembles zurück.
Und unser Eindruck?
Super! Mithilfe farbenfroher Kostüme mit Signalwirkung, spannender Beleuchtungseinsätze und passend zur Stimmung projizierter Fotos, sowie abwechslungsreicher Musik gelingt es der Schauspieltruppe, eine Collage unterschiedlichster Gefühle auf die Bühne zu bringen, die Saida während ihrer Reise und im Alltag danach in Atem halten. Die spärlichen Requisiten geben dieser Illumination, die ganz verschiedene Sinne anspricht, genügend Raum.
Dabei spielt gesprochener Text überraschenderweise eine eher untergeordnete Rolle. Das passt zum Inhalt, denn Sprache steht ja gerade in einer solchen Lebenssituation nur in Ansätzen zur Verfügung! Und trotzdem können wir im Publikum die unterschiedlichen Facetten dieser Erzählung verstehen, können uns einfühlen in die Figuren auf der Bühne. Das zeigt, dass sich die Schauspieler von ihrer Regisseurin Simone Wrede erfolgreich haben beraten lassen. Wir Zuschauer haben dabei erfahren, dass Verständigung ganz erfolgreich sein kann, (auch) wenn sie nur aus einer sprechenden Geste oder einem Lächeln an passender Stelle besteht.
Nebenbei haben uns die Tanzeinlagen, temperamentvollen Spiele und Gruselverkleidungen in ausdrucksstarken Traumbildern gut gefallen. Nicht zu vergessen die Süßigkeiten, die zwischendurch verteilt wurden! ;-)
Unser Ausflug war also ein voller Erfolg. Es bleibt nun abzuwarten, ob uns das Stück zu etwas Empathie verholfen hat, wenn wir das nächste Mal auf Flüchtlingsfamilien treffen, die sich - so wie Saida - bemühen, bei uns und mitten unter uns Fuß zu fassen. (Susanne Munk)